Zurück in die Zukunft - Solidarische Landwirtschaft im Münsterland



Schon mal was von SoLaWi oder CSA gehört? Im westfälischen Altenberge gibt es einen besonderen Bauernhof mit Vorbildcharakter für das Münsterland. Denn hier ist nicht eine Person Eigentümerin des Hofes, sondern eine Gemeinschaft von über 200 Personen. Und genau das verbirgt sich hinter der Abkürzung CSA oder SoLaWi, also "Communitiy Supported Agriculture" bzw. "Solidarische Landwirtschaft". Unter dem Motto "Lebensmittel verlieren ihren Preis und erhalten ihren Wert zurück", wird nicht das einzelne Produkt, sondern die Landwirtschaft als Ganzes gesehen. Auf Entrup119 bewirtschaftet eine Gemeinschaft aus Landwirten, Genossenschaftlern und Mitgliedern der Solidarischen Landwirtschaft den biologisch-dynamischen Bauernhof – und das seit über 25 Jahren sehr erfolgreich. Die Ernteerzeugnisse werden unter allen Teilgeber*innen aufgeteilt. Im Januar 2007 unterschrieb die Gärtnerhof Entrup eG den Pachtvertrag für den Hof von der Initiative Entrup e.V. Damit fiel der Startschuss für die  „Publikumsgesellschaft". Sie eint der Anspruch, eine nachhaltige, enkeltaugliche Landwirtschaft zu realisieren, die in respektvollem Umgang mit Tier, Natur und Mensch machbar ist. Neben Bauernhof, Gärtnerei, Bäckerei und Käserei ist Entrup 119 außerdem Bildungsort und Sozialprojekt.

Warum zurück in die Zukunft? Weil das Gute der Landwirtschaft, so wie sie vor langer Zeit von vielen kleinbäuerlichen Betrieben praktiziert wurde, in einer SoLawi mit in die Zukunft genommen wird. Weil diese Landwirtschaft die Natur nicht ausbeutet und auslaugt, sondern nachhaltig behandelt und Zeit zur Regeneration zulässt. 

Die landwirtschaftliche Genossenschaft wie auf Entrup119 entspricht voll und ganz dem aktuellen Zeitgeist. Immer mehr Menschen sehen das gute Potenzial einer teilgebenden Landwirtschaft für sich selbst. Sie kennen die Landwirte und können jederzeit hautnah erleben und sehen, wie das Gemüse und andere Lebensmittel entstehen. Auf Entrup119 kommen weder Kunstdünger noch Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, den Böden wird genügend Zeit gegeben, sich zu erholen und die Tiere werden artgerecht gehalten und mit Respekt behandelt. Arbeiten mit der Natur ist die Devise und nicht ausbeuterisch gegen sie - wie es in der industriellen Landwirtschaft normal ist.

Mitglieder der SoLawi Entrup119 helfen gerne beim Jäten, Pflanzen und Ernten.

SoLawi als Zukunftschance für kleine Höfe

Genossenschaftlich geführte Biohöfe sind besonders für kleine Bauernhöfe eine Zukunftschance. Nicht nur aufgrund der direkten Vermarktung sämtlicher Produkte. 
Weil nicht die Gewinnmaximierung im Vordergrund steht, sondern die Verbindung von sozialen und nachhaltigen Aspekten, profitieren alle Beteiligten dreifach: menschlich, ökologisch und wirtschaftlich. Die Form der Genossenschaft könnte sogar die derzeit fragwürdigen ökonomischen Verhältnisse zwischen Industrie, Handel und Erzeuger helfen, in einen Ausgleich zu bringen. Denn in einer solidarischen Landwirtschaft nehmen wir den Produkten ihren Preis und geben ihnen stattdessen ihren Wert zurück.

Besser und nachhaltiger geht's nicht als vom Feld und Hof ohne Verpackungsmüll direkt zu den Menschen. Jede Woche holen sich die Mitglieder von Entrup119 ihren Ernteanteil ab: Am Hof in Altenberge, auf dem Ökomarkt in Münster oder an einem Depot in ihrer Nähe.
Foto: Jutta Waldhelm

Arbeit, Genuss, Erfolg und Risiko teilen

Auf dem Hofgelände wohnen zwei Landwirte und ihren Familien. Hinzu kommen feste und freie MitarbeiterInnen für die Backstube, die Käserei, die Schafe und den Gemüseanbau. Darüber hinaus sind regelmäßig PraktikantInnen, FÖJler und SchülerInnen zu Gast, um einen Einblick in die Besonderheiten der biologisch-dynamischen Landwirtschaft hautnah zu erleben. An den Ackertagen kommen Freiwillige und Familien aus der Umgebung und der Stadt hinzu, um beim Jäten, Pflanzen sowie anderen Hofarbeiten zu helfen.

In der Hofkäserei wird die Schafmilch direkt zu  Käsespezialitäten und Joghurt verarbeitet.  Foto: Sabine Fink

Ein gutes Gefühl, das Richtige zu tun

Wer von dem Modell der Genossenschaft und der Solidarischen Landwirtschaft überzeugt ist, wählt dieses Gegenmodell zur industriellen Landwirtschaft. Um den Hofbetrieb auf Entrup 119 langfristig zu sichern, sind weitere Mitglieder herzlich willkommen. Verträge werden jeweils für ein gesamtes Erntejahr abgeschlossen. Zu Beginn einer Mitgliedschaft ist eine Probezeit bis zu 3 Monaten möglich, danach gilt der Vertrag bis zum Ende des jeweiligen SoLaWi Jahres.Nach der Probemitgliedschaft ist es Voraussetzung, dass SoLawi Mitglieder auch mindestens einen Anteil an der Genossenschaft Gärtnerhof Entrup 119 eG zeichnen. 

 

Titelbild:
Die wichtigsten Helfer auf Entrup119 für die umweltfreundliche und bodenschonende Bewirtschaftung der kleinen Ackerflächen sind die Kaltblutpferde.  

Foto: Birgit Kersting

Weiterführende Links

Solidarische Landwirtschaft Entrup119

Einkaufen auf Entrup 119 Hofladen 

Informationen Solidarische Landwirtschaft in Deutschland Netzwerk Solidarische Landwirtschaft




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