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Der "Lost Place" von Ryan's Daughter

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Ein Trampelpfad querfeldein über Wiesen, Weiden und Steinmauern führt zu einer besonderen Ruine an der Südwestküste Irlands. In den späten 1960er Jahren drehte Regisseur David Lean in der Nähe von Dunquin sein Melodram mit Sarah Miles und Robert Mitchum in den Hauptrollen. Seinerzeit hat es zwar nicht sonderlich gute Kritiken bekommen, wurde aber immerhin mit zwei Oscars ausgezeichnet. Heute hat in der einstigen Filmkulisse die Natur die Regie übernommen.      Seit über einem halben Jahrhundert trotzen die massiven Mauern des Schulgebäudes des fiktiven Dorfes "Kirrary" den irischen Stürmen. Patina aus über einem halben Jahrhundert, kaputte Fassaden, Moos und moderndes Holz. Ich frage mich, warum hier nicht wenigstens ein Hinweisschild steht. Ist solche ein Ort nicht auch ein Kulturgut? Außerdem war dieser Dreh quasi der Startschuss für den Tourismusboom im nahegelegenen Städtchen Dingle, der bis heute anhält. Das Gründstück ist im Privatbesitz. Tony Ryan, der Firmengrün...

Happy End mit Wildtierkamera und Socke

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Sechs Tage und Nächte ist Merlin verschwunden. Nach dem Spaziergang haben sie ihn abgeleint  - die Haustür stand noch offen. So schnell wie der Hund aus dem Haus huscht, kommt niemand hinterher. Die Sekunde Unachtsamkeit versetzt über 20 Leute sechs Tage lang in Aufregung. Merlins Geschichte steht stellvertretend für viele Hunde aus dem Tierschutz. Und weil die Gefahr des Weglaufens in den ersten Wochen mit dem neuen Mitbewohner sehr groß ist, soll Merlins Fall zeigen, worauf zu achten ist. Kurz zur Vorgeschichte Merlin kommt aus Rumänien und wird als Junghund von der Tierheimleiterin des „Bruno Shelters“ in der Nähe von Bukarest aufgesammelt. Wahrscheinlich wurde er als Welpe im Wald ausgesetzt. Dass Tierschützerin Elli Auffangstation und häufig die letzte Rettung für Welpen, streunende, trächtige, alte und kranke Tiere ist, hat sich in der Region herumgesprochen. An die hundert Tiere werden von ihr und ein paar Helfer*innen versorgt. Manche Tiere sind nur für ein paar Wochen bi...

Reifezeit

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  "Zieh am besten zuerst deine frischen Klamotten an!" ruft Sabine aus der Hofküche, während sie Tee für uns aufgießt. Heute besuche ich die Käserin auf dem Demeterhof Entrup119 im münsterländischen Altenberge. Nach einer kurzer Begrüßung geht es schon los und ich lerne die wichtigste Lektion, bevor ich überhaupt einen Fuß in Sabines Reich setzen darf: Hygiene ist das oberste Gebot in der Käserei. Ich ziehe mich also im Vorraum um, schlüpfe in extra bereitgestellte Besucher-Schlappen und lege eine abwaschbare Schürze um. Hände waschen und desinfizieren, Haarnetz auf den Kopf und dann geht’s durch den Plastikvorhang an den Ort, wo all die Köstlichkeiten aus der Milch der ostfriesischen Milchschafe entstehen.   Heute stehen Frischkäsetaler auf dem Programm. Die Milchmenge ist vergleichsweise gering und reicht für den kleineren Kessel. „Die Schafe gehen bald in die Winterpause“, erklärt Sabine. „Im Frühling zur Lammzeit ist der große Milchkessel randvoll. Da ist ganzer Körperei...

Eine Reise, die alles veränderte

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Als Eddy Dieckmann und seine Tochter Renana 2004 in der Abflughalle des Amsterdamer Flughafens stehen, ahnen sie noch nicht, wie sehr diese Reise ihr Leben verändern wird. Als Rucksacktouristen machen sie sich auf den Weg nach Guatemala, ein Land, das sie nur aus Reiseführern kennen. Tikal, die antike Stadt der Maya in den Regenwäldern möchten sie besichtigen und in Antigua eine Spende an Freunde überbringen, die bei einer Hilfsorganisation arbeiten. Doch was dann geschieht, ahnen beide zu dem Zeitpunkt noch nicht.  Zwei Jahrzehnte später stehen sie erneut in der Abflughalle Amsterdam-Schiphol mit einem Rucksack voll Hilfe. Für Renana und Eddy ist die Reise 2024 eine Rückkehr zu den Wurzeln ihres Engagements für die Mayas in Guatemala. Einfach machen! Nach ihrer ersten Reise sind Vater und Tochter tief bewegt von dem Leid der Maya-Bevölkerung. "Selbst einfachste Dinge fehlten, um selbst etwas zu bauen und zu reparieren. Ein paar Hühner, um sich selbst zu versorgen", erinnert ...

"Hausmeister" im einsamen Paradies

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  Am westlichsten Zipfel Europas, vor Irlands zerklüfteter Küste, liegt eine kleine Inselgruppe im Atlantik, die sehr besonders ist: die Blasket-Islands. Über viele Jahrhunderte waren einige der kleinen Inseln bewohnt - ein archaisches entbehrungsreiches Leben inmitten der Naturgewalten. Auf der mit sechs Quadratkilometern größten von ihnen „An Blascaod Mór“ lebte bis in die 50er Jahre noch eine Dorfgemeinschaft. 1953 mussten auch die 22 verbliebenen Einwohner aufgrund der schwierigen Bedingungen die Insel verlassen. Heute stehen noch die Ruinen des einstigen Dorfes als stumme Zeugen der Vergangenheit. Fünf Cottages wurden im Laufe der vergangenen Jahre renoviert und für Besucher hergerichtet. Die Blasket Inseln sind mittlerweile zum Naturschutzgebiet erklärt worden und bieten einer vielfältigen Tierwelt Lebensraum. Die Große Blasket Insel zieht jedes Jahr tausende Besucher an. Tagesausflüge vom Festland aus sind nur bei gutem Wetter möglich. Ein besonderes Erlebnis ist die Übernac...

Ein Erlebnis! The Blasket Islands Experience

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  "The Blasket Islands Experience" zieht jedes Jahr tausende Besucherinnen und Besucher aus aller Welt an. 2022 beauftragten die Blasket Foundation und die irische Regierung das Architekturbüro Marcon und das Designteam Bright mit der kompletten Neugestaltung der Ausstellungsräume, des Theaters, Foyers und des Cafés . Eine neue Aussichtsplattform direkt an den Klippen gibt seitdem einen spektakulären Ausblick auf die Blasket Inseln.  Architektonisch schmiegt sich der Bau in die Landschaft zwischen Klippen, Küste und Berge. Die neue Ausstellung entführt in einem fantasievollen Multimedia-Erlebnis in die Kultur, Lebensbedingungen, Geschichte und Literatur einer Dorfgemeinschaft, wie es sie nie mehr geben wird. Die Frauen, Männer und Kinder mussten außergewöhnlich einfallsreich sein, um inmitten der Naturgewalten zu überleben. Sie hatten keinen Arzt oder externes Wissen zur Hand. Sie bauten ihre eigenen Häuser und Boote, stellten Geräte her, fischten, sammelten, ackerten, ...